Hast Du auch Menschen um Dich herum, die Dir hinter vorgehaltener Hand zuraunen: „Also, diese XY hat so eine negative Energie. Die saugt richtig meine Energie ab. Da muss ich mich echt davor schützen!“
Und schon werden Kristalle, Traumfänger oder Aura-Essenzen gekauft, „Schamanen“ oder andere Energetiker aufgesucht, die negative Energien abschneiden, auflösen oder transformieren sollen – auf jeden Fall soll da etwas weggemacht werden. Etwas, das mir schaden will. Etwas, das von Aussen auf mich einwirkt. Etwas Böses. Etwas Böses? Echt jetzt?
WIE SICH MEIN WELTBILD VON „NEGATIV“ IN „LEICHT“ VERWANDELTE
Ein Blutvollmondabend vor vielen, vielen Jahren: Ich saß mit meinem Lehrer Juan Nunez del Prado abends in gemütlicher Runde, als mir einfiel, dass ich an diesem besonderen Vollmond, Liniensteine für meine Schüler mit meinem Blut tränken sollte. So hatte ich es in einer anderen schamanischen Tradition gelernt. Juan blickte mich an und meinte, ich hätte doch andere Fähigkeiten, meine Energie weiterzugeben, als die eines Fetisch-Schamanen.
Und dann begann er, mir von den sieben Bewusstseinsstufen der Inka-Tradition zu erzählen. Einen besonderen Augenmerk legte er auf den Unterschied zwischen der dritten und der vierten Ebene:
Die dritte Ebene denkt in Parametern von „Gut“ und „Böse“. Es gibt nur ein „entweder, oder“. Auf dieser Stufe wird geurteilt, verurteilt, abgewertet. Die Realität besteht aus Gegensätzen und ein subjektiv wahrgenommener Zustand wird als einzige Realität definiert.
Die vierte Ebene erlaubt alle Werte und Haltungen sich so einzufügen, wo sie am meisten Potenzial für die gemeinsame Selbstverwirklichung ermöglichen. Es ist die Ebene des „sowohl als auch“. Die eigene Ansicht ist nur ein Teilaspekt der Realität und etwas, das subjektiv als „schwer“ empfunden wird, kann für einen anderen als „leicht“ wahrgenommen werden.
Durch Juan erfuhr ich einen Paradigmenwandel: Energie ist einfach eine Kraft, die ich subjektiv als schwer oder leicht empfinden kann.
ENERGIE IST EINE KRAFT, DIE ICH SUBJEKTIV ALS SCHWER ODER LEICHT EMPFINDEN KANN
Wenn ich also mit jemanden in Kontakt bin, dann kann es sein, dass ich mich subjektiv genervt fühle (weil der andere in dem Moment eben so ist, wie er ist, und ich mich anscheinend angetriggert fühle). Das heißt jedoch nicht, dass der andere NEGATIV ist.
Somit muss ich mich auch nicht vor dem anderen schützen. Es ist ja meine INTERPRETATION, die IN MIR schwere Energie produziert.
Die Frage ist also nicht, wer mir die negative Energie, die ich einem anderen Menschen zuschreibe, wegmachen, sondern:
WIE KANN ICH MEINE SICHT DER DINGE VERÄNDERN?
Es ist also eher die Frage meiner Weltsicht – welche Realität ich anerkenne. Will ich in einer Welt leben, die mir die ganze Zeit Böses will, die als Haifischbecken erlebe, in der es nur ums Fressen oder Gefressen-werden geht?
Oder lebe ich in einer Welt von Verbindungen und im Wissen, dass ich Energien lenken und harmonisieren kann?
Will ich darauf angewiesen sein, dass mir ein Energetiker, der übrigens ebenfalls auf der dritten Ebene wirkt (denn ansonsten würde er Dich lehren, mit Energien umzugehen) „negative Energien“ wegmacht, oder lerne ich lieber meine Wirkkraft anzunehmen?
Die Sicht über Energie zu verändern ist kein Hexenwerk – es ist eher eine Frage der Wahrnehmung und des Erlebens. Wenn ich plötzlich im eigenen Energiefeld erlebe, wie leicht es ist, schwere Energie zu bewegen und dadurch in leichte zu transformieren, dann werde ich kaum mehr Lust darauf haben, mich mit schwerer Energie zu „belasten“.
Energie zu bewegen ist ziemlich einfach zu erlernen. Dann brauche ich niemanden mehr, der „etwas wegmacht“ und kann super entspannt reagieren, wenn sich ein Gegenüber energetisch „schwer“ anfühlt.
Sorry, lieber Verkäufer von Schutzamuletten, Aura-Essenzen, Tensoren, Energiepyramiden, technischen Schutz-Geräten, wenn ich Dir jetzt den Umsatz vermiese, aber ich denke, es wird noch genügend Menschen geben, deren Realität mit der Deinen (noch) übereinstimmen.
Toller Rant. Ja, so erlebe ich das auch. Es darf so leicht sein!
Herzliche Grüessli
Jeannine
Da stimme ich Dir zu, liebe Jeannine! Leicht und verbunden. Von Herzen, Mia