Visionssuche von A bis Z: das Setting
Visionssuche von A bis Z | Heute: das Setting | Wie geht denn Visionssuche? Was mache ich denn da genau? Und wie lange dauert das? Diesen Fragen gehen heute Markus Zielke und ich auf den Grund und berichten über das Setting, die unterschiedlichen Phasen und wofür es sich lohnt, eine Visionssuche zu machen.
Die Struktur der Visionssuche
Die Visionssuche ist ein zehn- bis zwölftägiger Prozess, dessen Wirkkraft jedoch eher Monate, wenn nicht sogar Jahre umfasst. Getragen wird er durch eine klare Struktur, die dem Visionssuchenden ermöglicht, sich ganz auf den inneren Wandlungsprozess einzulassen.
Dennoch ist natürlich jede Visionssuche komplett anders, da es sich um ein höchst individuelles Erleben handelt.
Typischerweise besteht die Visionssuche aus vier Phasen:
- DER RUF: Individuell – Anmeldung und Vorbereitung – Der Ruf und der Aufbruch
- DIE LOSLÖSUNG: im Basislager in der Gruppe – Intensive Auseinandersetzung – Unterstützung, Klarheit und Ausrichtung – Die Absicht
- DAS ÜBERGANGSRITUAL: Individuell – Vier Tage & vier Nächte Auszeit – Die Bestätigung der Absicht
- DIE INTEGRATION: im Basislager in der Gruppe – Würdigung und Vorbereitung für die Rückkehr in das individuelle Leben
Phase 1 „Der Ruf“
Vor der Anmeldung steht ein ausführliches Gespräch mit dem Leiter der Visionssuche.
Mit der Anmeldung steht eine erste schriftliche Erklärung an: wo stehe ich zur Zeit – und warum reizt mich die Visionssuche?
Vor der Visionssuche bitten wir Dich, eine eintägige Medizinwanderung zu machen. Hier wirst Du dazu eingeladen, einen Tag in der Natur zu verbringen – mit Verzicht auf Essen und Kontakt zu anderen. Du lässt Dich von der Frage leiten „Wer bin ich? Wofür lohnt es sich, mich der Herausforderung, vier Tage und Nächte ohne festem Dach überm Kopf und ohne Nahrung, auszusetzen?
Möchtest Du mehr über das Wesen der Medizinwanderung wissen? Dann komm` in die kostenfreie Facebook-Gruppe von Mia, die Dich dort durch monatliche Medizinwanderungen führt, die in einem Zoom-Abendtermin gespiegelt werden.
Phase 2 „Die Loslösung“
In den ersten vier Tagen arbeiten wir in einer Gruppe mit den anderen Teilnehmern und den Leitern der Visionssuche und bereiten vor, wofür wir eigentlich in diese Auszeit gehen. Wir schaffen gemeinsam Klarheit: wofür lohnt es sich, auf Gemeinschaft, auf Nahrung, auf Schutz und in der letzten Nacht auch auf Schlaf verzichten? Was genau will oder muss ich zurücklassen – und was erhoffe ich mir?
Davor steht die Bestandsaufnahme: „wie sieht es denn derzeit in meinem Leben aus?“ Einen großen Teil nimmt die Auseinandersetzung mit dem ein, was es in uns schwer macht, den nächsten Schritt zu gehen..
Bevor es in die eigene Auszeit geht, erfolgt eine sorgfältige Vorbereitung und Instruktion des Ablaufs und der Sicherheit in den vier Tagen.
Durch ein ausgeklügeltes „Buddy-System“ und der Tatsache, dass die Leiter maximal eine halbe Stunde entfernt im Basis-Lager „wachen“, ist ein Sicherheitsnetz während der Auszeit aufgespannt..
Mit dieser Phase ist meistens die größte, emotionale Arbeit erledigt!
Phase 3 „Das Übergangsritual“
Nun geht es darum, durch einen gezielten Verzicht, sich und der Welt zu demonstrieren: ich stehe für mein Vorhaben ein!
Jeder der in die Auszeit geht, verzichtet für vier Tage auf Folgendes:
- Nahrung (Wasser nimmt jeder reichlich mit an seinen Platz)
- Schutz (kein Zelt, aber ein Schlafsack, Isomatte und eine Plane gegen Regen)
- Gemeinschaft (keine Kontakte, auch nicht i-Phone o.ä.)
- In der letzten Nacht verzichtet man auf den Schlaf
Wir geben also Gewohnheiten her, die für uns „selbstverständlich“ sind. Dadurch kommen wir zum einen viel stärker in den Kontakt mit uns selbst und mit der Natur.
Zum anderen, bekräftigen wir in uns den Glauben, dass wir das neue Vorhaben auch wirklich erreichen können – da wir ja auch durch diese vier Tage kommen.
In der Sprache der Lakota bedeutet der Begriff Vision in etwa „Um ein Gesicht flehen“ (s. Franz Redl, Übergangsrituale). Das können wir uns in etwa so vorstellen: ich lasse alte Überzeugungen, Haltungen und Verhaltensweisen los. Mit diesen haben wir uns oft identifiziert: „So bin ich eben.“ Wenn wir diese nun loslassen: wer sind wir denn jetzt?
Durch den abrupten Verzicht verändert sich unser Bewusstsein. Das alltägliche Denken und das Gedankenkarussell verlangsamen sich. Wir werden „durchlässiger“ für Botschaften unseres Unbewussten und unserer Intuition. Wir nehmen unseren Körper bewusster war. Wir hören und sehen die Natur und die Tiere. Wir lauschen, was uns die Natur über uns erzählt.
Das Zeitgefühl verändert sich in den vier Tagen.
Phase 4 „Die Integration“
Nach der letzten, durchwachten Nacht kehren die Teilnehmer ins Basislager zurück.
Nun werden die einzelnen Erlebnisse in einem rituellen Raum erzählt – und von den Leitern zurückgespiegelt. Dieser Akt, die eigenen Erlebnisse zu berichten – und dann zu erfahren, dass man als ein Anderer zu dem vor der Auszeit „gesehen“ und „wahrgenommen“ wurde – das alleine hat eine große Wirkung.
In den anschließenden Tagen bereiten sich die Teilnehmer auf den Wiedereintritt in den Alltag vor: „wie nehme ich die Erkenntnisse und den Vorsatz mit in den Alltag? Wie begegne ich meinem engen Umfeld? Wie gehe ich damit um, wenn es mal nicht so leicht gelingt mit der Umsetzung?“
Feierlich wird die Zeit der Visionssuche beendet. Doch jetzt beginnt erst die Veränderungsreise denn das Neue will gelebt werden!
Was ist die Visionssuche für Dich, Markus?
Die Visionssuche ist eine Einladung, die Zeit eines Übergangs sehr bewusst zu gestalten und die notwendige innere Kraft zu erfahren, den notwendigen Schritt in das Neue zu gestalten.
Die intensive Arbeit in der Zeit der Visionssuche berührt immer Fragen, die mit unserer Selbstdefinition, mit unserer Identität – und unseren Beziehungen zu anderen und zur Welt zu tun haben.
In etwa sind die hauptsächlichen Fragen: „In radikaler Ehrlichkeit: Wer bin ich heute? Wohin zieht es mich wirklich? Was lasse ich dafür hinter mir?“.
Immer wieder geht es beim Hinter-Uns-Lassen besonders um Konzepte, Selbstdefinitionen aus denen wir herausgewachsen sind und die uns beim Schritt in die nächste Phase nicht mehr dienlich sind.
Die Idee einer solchen Auszeit findet man in allen alten Kulturen und auf allen Kontinenten. Besonders bekannt sind die Übergangsrituale bei der Begleitung vom Jungen zum erwachsenen Mann.
Was ist die Visionssuche für Dich, Mia?
Was machst Du mit dem Geschenk, 100 Stunden nur für Dich und mit Dir zu verbringen? Das war die Frage, die mich elektrisiert hat. Halte ich es überhaupt aus, so lange mit mir allein zu sein? Kann ich als Stadtpflanze überhaupt „da draussen“ überleben?
Als mich die Natur am ersten Tag meiner Visionssuche in die Arme nahm, da wusste ich, dass ich in ein Jahrtausende altes Initiationsfeld eintrat. Ich hatte das Gefühl, dass all` die, die schon vor mir den Weg der Visionssuche gegangen waren, mit „dabei“ waren und mich begleiteten.
Das Gefühl, aus der linearen Zeit heraus getreten zu sein, beschreibt meine Zeit des Übergangs. Daher wollte ich die magische Komponente dieser Schwellenzeit hinzufügen.
Wofür lohnt es sich, eine Visionssuche zu machen?
Übergänge können sein:
Bezogen auf Lebensphasen:
- vom Teenager zum Erwachsenen, vom Erwachsenen zum Älteren Menschen (die berühmte „Lebensmitte“), der Übergang zum Ältesten, Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben
Bezogen auf Berufliche Identitäten:
- Vom Mitarbeiter zur Führungskraft, Wechsel in größere Führungsaufgaben, Abschied von bisherigen beruflichen Identifikationen, Übergang in Selbständigkeiten
Bezogen auf Lebensthemen:
- Vom Single zur Beziehung, aus der Beziehungen in Single-Sein, Abschied von der intensiven Vater-/Mutterrolle, Annahme von Krankheiten
Im kommenden Artikel erzählen Dir Markus und Mia ganz persönlich von äußeren und inneren Wildschweinen und wie sie mit ihren Ängsten vor und während der Visionssuche umgingen.
Hast Du Lust bekommen, mehr über unsere Visionssuche, die wir im August 2021 anbieten, zu erfahren? Dann sprich` uns an! Wir freuen uns auf Dich!
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